Therapie

Therapie

von: Sebastian Fitzek

4.16(42,301 Bewertungen)

Viktor Larenz, ein renommierter Psychologe, zieht sich nach dem verheerenden Verschwinden seiner Tochter, Josy, auf eine einsame Nordseeinsel zurück. Jahre vergehen, seine Welt vom Kummer auf den Kopf gestellt, als Anna Glass, eine rätselhafte Romanautorin, vor seiner Tür erscheint und behauptet, ihre Romanfiguren würden lebendig – und eine davon spiegele Josys Schicksal wider.

Fasziniert und doch skeptisch, willigt Viktor ein, Anna zu behandeln, verzweifelt auf der Suche nach jedem Hinweis auf das Verschwinden seiner Tochter. Als ihre Therapiesitzungen sich zuspitzen, verwischen die Grenzen zwischen Realität und Wahn und zwingen Viktor, sich erschreckenden Wahrheiten über seinen eigenen Geist zu stellen. Werden die Antworten Viktor am Ende zerbrechen – oder wird das Geheimnis ihn ganz verschlingen?

Dieser Psychothriller knistert vor Spannung und verbreitet eine düstere, klaustrophobische Atmosphäre.

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"Manchmal verbirgt der Geist die dunkelsten Wahrheiten hinter den strahlendsten Illusionen, und Heilung beginnt nur, wenn wir es wagen, dem zu begegnen, was wir am meisten fürchten."

Schauen wir mal genauer hin

Der Schreibstil

Atmosphäre: Dunkel klaustrophobisch, intensiv psychologisch. Fitzek erzeugt ein erstickendes Gefühl der Beklemmung, das nie ganz nachlässt. Die Kulisse – eine abgelegene Inselklinik, umhüllt von Nebel und Isolation – wirkt greifbar beklemmend, fast schon gotisch. Jede Seite vibriert vor Spannung, Paranoia und dem beunruhigenden Verdacht, dass die Realität selbst tückisch instabil sein könnte.

Prosastil: Schlank, drängend und auf Wirkung bedacht. Fitzek schreibt mit zügiger Präzision – kurze Kapitel, knappe Dialoge und prägnante Beschreibungen, die auf beunruhigende Details fokussieren. Die Sprache ist direkt und ökonomisch, gönnt sich selten lyrische Ausschmückungen, zieht den Leser aber stets tiefer in eine zerrüttete Gedankenwelt. Hier herrscht eine filmische Klarheit: Man spürt die Kälte, hört die widerhallende Stille, sieht jedes Aufflackern von Angst.

Tempo: Unerbittlich schnell, mit sehr wenigen ruhigen Passagen. Dieses Buch ist dazu gemacht, in atemlosen, nächtlichen Sprints verschlungen zu werden. Cliffhanger gibt es in Hülle und Fülle, Enthüllungen schlagen hart und in regelmäßigem Rhythmus ein, und es gibt kaum Pausen zum Durchatmen. Rückblenden und Zeitsprünge halten das Gleichgewicht in Schach, halten aber gekonnt die Spannung aufrecht – eine Art von Tempo, das einen herausfordert, das Buch wegzulegen, und fast garantiert, dass man es nicht tun wird.

Charakterisierung: Psychologisch aufgeladen, aber manchmal bewusst unzuverlässig. Fitzek gräbt tief in Trauma, Obsession und Trauer, zeichnet Charaktere mehr durch ihre Ängste und Wahnvorstellungen als durch geradlinige Eigenschaften. Man fragt sich oft, wem (und was) man trauen kann, was das allgemeine Gefühl des Unbehagens verstärkt, aber manchmal emotionale Tiefe auf Distanz hält.

Stimmung & Gefühl: Intensiv, beunruhigend und fesselnd süchtig machend. Dies ist kein gemütlicher Krimi – es ist eine dunkle, verdrehte Reise durch die schattigen Korridore des Geistes, perfekt für Leser, die psychologischen Nervenkitzel suchen und es nicht stört, wenn ihnen immer wieder der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Erwarten Sie schlaflose Nächte, strapazierte Nerven und einen unwiderstehlichen Drang zu sehen, was sich gleich um die nächste Ecke verbirgt.

Schlüsselmomente

  • Schockierendes Verschwinden: Josy verschwindet blitzschnell und bringt ihren Psychiater-Vater völlig aus der Fassung
  • Sturmumtoste Inselkulisse steigert die Beklemmung – die Gefahr scheint nur eine verschlossene Tür entfernt
  • Verzerrte Realitäten: Jedes Gespräch trieft vor Unsicherheit und lässt Sie alles infrage stellen
  • Das wilde Manuskript eines anderen Patienten mündet in ein Meta-Mysterium – Fiktion geht in brutale Tatsache über
  • Schuld, Erinnerung und Obsession verschwimmen – können Sie überhaupt jemandem vertrauen, selbst sich selbst?
  • Schockierende Kapitel-Enthüllungen: Vergessen Sie alles, was Sie über Josys Schicksal zu wissen glaubten
  • Straffes Tempo, unerbittliche Psychospiele – Sie werden es mit eingeschaltetem Licht lesen wollen!

Zusammenfassung der Handlung

Therapie von Sebastian Fitzek beginnt mit dem renommierten Psychiater Dr. Viktor Larenz, dessen junge Tochter Josy während eines Arztbesuchs spurlos verschwindet. Vier Jahre später zieht sich Viktor auf eine abgelegene Insel zurück, um mit seiner Trauer fertigzuwerden, doch seine Isolation wird durch die Ankunft von Anna Glass zerschlagen, einer verstörten Romanautorin, die von Halluzinationen über ein vermisstes Mädchen geplagt wird. Als Viktor zustimmt, Anna zu helfen, verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Wahn, was zu einem verdrehten psychologischen Katz-und-Maus-Spiel führt. Die Geschichte kulminiert darin, dass Viktor entdeckt, dass Anna eine Manifestation seines eigenen zerrütteten Geistes ist und dass er selbst für Josys Tod verantwortlich war, da er sie versehentlich getötet und die Erinnerung daran verdrängt hatte. Der Roman endet damit, dass Viktor in einer Anstalt untergebracht ist, geplagt von der Wahrheit und den unausweichlichen Konsequenzen seiner Taten.


Charakteranalyse

  • Dr. Viktor Larenz ist ein Lehrbuchbeispiel für einen unzuverlässigen Erzähler. Angetrieben von Liebe und Verlust, verzehrt ihn seine Suche nach Josy, und sein Abstieg in den Wahnsinn wird mit erschreckender Präzision enthüllt. Er wandelt sich vom trauernden Vater zu einem von Schuld zerbrochenen Mann, und seine psychische Zerrüttung ist der Puls des Romans.
  • Anna Glass, die zunächst als Patientin erscheint, wird letztlich als Konstrukt von Viktors Psyche verstanden – eine Manifestation seines Gewissens, die ihn zwingt, sich der Wahrheit zu stellen. Ihre fragmentierten, rätselhaften Züge spiegeln Viktors eigenen zerfallenden Geisteszustand wider.
  • Josy Larenz, obwohl die meiste Zeit des Buches physisch abwesend, steht im emotionalen Zentrum der Geschichte. Ihre Krankheit und ihr Verschwinden setzen alles in Gang und symbolisieren Viktors Kampf zwischen Verleugnung und Akzeptanz.

Hauptthemen

Die Grenze zwischen Realität und Illusion ist zentral, da Fitzek die Wahrnehmung des Lesers durch Viktors unzuverlässige Erzählung ständig irritiert – was äußerlich erscheint, ist oft nur Viktors innerer Kampf. Trauer und Schuld ziehen sich durch die Handlung; Viktors verzweifelte Versuche, Josy zu finden, spiegeln seine Weigerung wider, sich der unerträglichen Wahrheit ihres Schicksals zu stellen. Das Thema psychische Krankheit ist durchgehend verwoben und hinterfragt Stigmata, indem es sowohl offenkundigen Wahnsinn als auch das subtile, schleichende Einsetzen einer Psychose darstellt. Fitzek erforscht die Gefahren ungezügelter Verleugnung und zeigt, wie unser Geist zu Gefängnissen unserer eigenen Schöpfung werden kann.


Literarische Techniken & Stil

Fitzeks Schreibstil ist messerscharf und wendungsreich, wobei er stark auf kurze, prägnante Kapitel und Cliffhanger setzt, um die Spannung zu schüren. Die Ich-Perspektive lässt die Leser in Viktors zerbrochene Welt eintauchen und nutzt gekonnt das Stilmittel des unzuverlässigen Erzählers, um die Realität zu verzerren. Symbolik ist reichlich vorhanden – stille Inseln spiegeln Viktors Isolation wider, und Annas fiktive Charaktere dienen als Metaphern für verdrängte Emotionen. Fitzeks Einsatz von falschen Fährten und Irreführungen hält die Spannung extrem hoch und mündet in einer schockierenden Enthüllung, die eine Neubetrachtung früherer Ereignisse veranlasst.


Historischer/Kultureller Kontext

Angesiedelt im heutigen Deutschland, entfaltet sich der Roman in einer modernen, privilegierten Welt, in der selbst die besten Ärzte nicht immun gegen Tragödien oder psychische Zusammenbrüche sind. Die Inselkulisse verstärkt ein Gefühl von Klaustrophobie und psychologischer Selbstreflexion, eine Anspielung auf die europäische Tradition der Psychothriller. Der Roman setzt sich auch leise mit Themen der deutschen Gesellschaft auseinander, wie dem Stigma psychischer Erkrankungen und der Erwartung makelloser Fachleute.


Kritische Bedeutung & Wirkung

Therapie festigte Fitzeks Ruf als Meister des Psychothrillers in der deutschen Populärliteratur und erntete weitreichenden Beifall für seine innovative Wendung und intensive Atmosphäre. Die schonungslose Dekonstruktion der Psyche des Protagonisten durch den Roman inspirierte Vergleiche mit klassischen unzuverlässigen Erzählern und entfachte Diskussionen über psychische Gesundheit, Erinnerung und Schuld in modernen Thrillern. Sein anhaltender Reiz liegt in seiner Fähigkeit zu schockieren, zu verstören und Leser dazu zu bringen, die Grenzen ihrer eigenen Wahrnehmung zu hinterfragen.

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Ein vermisstes Kind, ein geplagter Geist—die Wahrheit entwirrt sich, wo die Vernunft zerbricht.

Was Leser Sagen

Passt zu dir, wenn

Wer wird Therapie lieben?

Wenn Sie auf vertrackte Psychothriller stehen, die Ihnen den Kopf verdrehen, dann ruft dieses Buch förmlich nach Ihnen. Fans von Gillian Flynn, Paula Hawkins oder auch Sebastian Fitzeks anderen wilden Achterbahnfahrten – hier kommen Sie voll auf Ihre Kosten. Das ganze Rätsel um das verschwundene Kind? Extrem fesselnd. Wenn Sie es lieben, Rätsel zusammenzusetzen und absolut auf große Enthüllungen hinfiebern, werden Sie bis spät in die Nacht die Seiten umblättern.

Wer diese Bücher genießt, in denen man niemandem wirklich vertraut und die Dinge von Kapitel zu Kapitel düsterer und verwirrender werden – das ist genau Ihr Metier. Wenn Sie eine Schwäche haben für Geschichten, die sich mit Traumata, Geheimnissen und der Komplexität des menschlichen Geistes befassen, dann ist Fitzek darin ein Meister.

Aber, Achtung, wenn Sie gemütliche Krimis suchen oder Sie lieber dunkle, psychologische Inhalte vermeiden, die manchmal etwas intensiv oder düster werden, sollten Sie vielleicht einen Bogen darum machen. Leser, die lieber Geschichten, die sich langsam entwickeln und von Charakteren getragen werden, als handlungsgetriebene, rasante Spannung mögen, könnten dieses Buch als etwas zu schnell oder zu verworren empfinden, um sich darauf einzulassen. Auch – wenn Sie unzuverlässige Erzähler hassen oder Bücher, in denen sich die Realität ständig verschiebt, könnte Ihnen das auf die Nerven gehen.

Also im Grunde: Fans von düsteren, verworrenen, rasanten Thrillern – greifen Sie zu. Liebhaber von leichter, herzerwärmender Lektüre oder gemütlichen Krimis – lassen Sie dieses lieber aus.

Was dich erwartet

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein gefeierter Psychiater, dessen junge Tochter spurlos verschwindet...
In Sebastian Fitzeks Die Therapie zieht sich Dr. Viktor Larenz auf eine abgelegene Insel zurück, verzweifelt auf der Flucht vor seiner Trauer und unbeantworteten Fragen. Als eine geheimnisvolle Frau auftaucht, die seine Hilfe sucht und Visionen behauptet, die unheimlich mit seinem verschwundenen Mädchen verbunden sind, wird Viktor in eine verwirrende Suche nach der Wahrheit hineingezogen.
Düster, wendungsreich und gnadenlos spannend, wird dieser Psychothriller Sie alles – und jeden – bis zur letzten Seite infrage stellen lassen.

Die Hauptfiguren

  • Viktor Larenz: Renommierter Psychiater und trauernder Vater, der nach dem mysteriösen Verschwinden seiner Tochter Josy nach Antworten sucht. Seine emotionale Zerrissenheit und seine Suche nach der Wahrheit treiben die psychologische Spannung der Geschichte voran.

  • Anna Spiegel: Mysteriöse Patientin, die behauptet, an Schizophrenie zu leiden und verstörende Geschichten erzählt, die mit Viktors verschwundener Tochter in Verbindung stehen. Ihr unberechenbares Verhalten und ihre rätselhaften Geschichten verwischen die Grenze zwischen Realität und Wahn.

  • Josy Larenz: Viktors junge Tochter, deren unerklärliche Krankheit und plötzliches Verschwinden die gesamte Handlung in Gang setzen. Sie bleibt eine schwer fassbare Präsenz, die Viktors jede Bewegung und Erinnerung heimsucht.

  • Isabelle Larenz: Viktors Ehefrau, die mit Josys Verschwinden und der obsessiven Suche ihres Mannes zu kämpfen hat. Ihre angespannte Beziehung zu Viktor verleiht der Erzählung emotionale Komplexität.

  • Professor Grohl: Viktors Kollege und Vertrauter, der professionelle Einblicke und Unterstützung bietet. Er dient als eine stabilisierende Kraft, doch gerät letztendlich in das Netz der Ungewissheit der Geschichte.

Ähnliche Bücher

Wenn psychologische Thriller genau Ihr Fall sind, wird Ihnen Therapy von Sebastian Fitzek das Shutter Island-Gefühl vermitteln – denken Sie an unzuverlässige Realitäten, vermisste Personen und einen Protagonisten, dessen Verstand mit jeder umgeblätterten Seite zerfällt. Die Art und Weise, wie Fitzek die Grenze zwischen Wahrheit und Wahn verwischt, erinnert an Dennis Lehanes Meisterwerk, sodass Fans von packender Spannung und überraschenden Wendungen sich hier sofort wohlfühlen werden.

Andererseits atmet Therapy die bedrückende Spannung und die Psychospielchen, die man in Gillian Flynns Gone Girl findet. Beide Bücher lassen Sie ständig die Motive jeder Figur hinterfragen, und Fitzeks Händchen für langsam aufbauendes psychologisches Drama schürt dieses Gefühl einer sich steigernden Beklemmung – perfekt, wenn Sie Thriller lieben, die Sie fieberhaft Seiten umblättern lassen, um das nächste Geheimnis zu lüften.

Filmisch gesehen spiegelt Therapy die eindringliche, klaustrophobische Atmosphäre der Serie The Sinner wider. Die unheimliche Inselkulisse, bruchstückhafte Erinnerungen und tiefe Einblicke in von Trauma geprägte Vergangenheiten vermitteln ein ähnliches Gefühl von „Hier stimmt etwas nicht – Moment, was ist HIER WIRKLICH REAL?“ Das methodische Freilegen psychologischer Schichten in der Serie steht ganz im Einklang mit dem, was Fitzeks Roman so morbide fesselnd macht.

Wenn Sie also nach einem Kopfzerbrecher suchen, der gleichermaßen atmosphärisch und psychologisch intensiv ist, wird Ihnen Therapy jene köstlich dunklen Schauer bescheren, nach denen Sie sich sehnen.

Kritiker-Ecke

Was, wenn die Suche nach der Wahrheit nur ein weiterer Abstieg in den Wahnsinn ist? Sebastian Fitzeks Die Therapie bohrt diese beunruhigende Frage auf und hält unserer kollektiven Angst, sowohl geliebte Menschen als auch die Grenzen der Realität zu verlieren, einen Spiegel vor. Im Kern besteht der Roman darauf, dass wir uns nicht nur dem stellen, was mit der verschwundenen Josy geschah, sondern auch dem, was es bedeutet, wirklich zu wissen – uns selbst, andere, die Ereignisse, die wir nicht ertragen können.

Fitzeks Stil ist nichts weniger als unerbittlich. Kurze, prägnante Kapitel jagen mit atemlosem Schwung dahin und erhöhen ständig den emotionalen Einsatz. Seine Prosa ist klar und scharf, verzichtet auf literarische Ausschmückungen zugunsten der brutalen Eleganz eines präzise angesetzten Skalpells. Dialoge sind schnell und aufgeladen, und während einige Wortwechsel ins Melodrama abdriften, erzeugen sie zuverlässig Spannung. Die Erzählstimme ist eng an Viktors sich auflösenden Geist gebunden; unzuverlässig und klaustrophobisch, zieht sie den Leser in einen Fiebertraum, in dem jedes Detail verdächtig ist. Fitzek inszeniert meisterhaft Mehrdeutigkeit, indem er die Erwartungen des Lesers mit geschickter Hand ausnutzt – Erzählstränge verdrehend, bis sie sich verheddern und ausfransen. Wenn Sie psychologische Katz-und-Maus-Spiele lieben, werden Sie von der Art und Weise gefesselt sein, wie Fitzek Verwirrung als Waffe einsetzt; wenn Sie stabileren Boden bevorzugen, mag die ständige Instabilität frustrieren. Doch das rasante Tempo lässt selten Langeweile aufkommen, und trotz gelegentlicher überdeutlicher Exposition hat der Schreibstil eine packende, unmittelbare Wirkung.

Thematisch ist der Motor des Romans Trauma und die fragilen Grenzen, die Realität von Wahn trennen. Fitzek ergründet die psychologischen Nachwirkungen von Verlust: wie Erinnerung heilt und zerstört, wie Verleugnung die Wahrheit in undurchdringlichen Nebel hüllt. Anna Glass’ Behauptung, ihre Fiktion manifestiere sich im realen Leben, ist ein listiger Metakommentar zum Geschichtenerzählen selbst, der fragt, ob Erzählung Horror jemals wirklich einfangen kann oder ob sie Trauma lediglich weiter vernebelt. Hier finden sich Echos kultureller Ängste vor Geisteskrankheiten, den Grenzen der Psychiatrie und unserem verzweifelten Bedürfnis nach Gewissheit in einer chaotischen Welt. Der Schauplatz – eine isolierte Nordseeinsel – wird zur Metapher für Viktors psychologisches Exil und verstärkt das Gefühl existentieller Angst, das jede Seite durchdringt. Fitzek scheut sich nicht vor moralischer Ambiguität; er fordert uns heraus, sowohl Viktors Schuld und Unschuld als auch Menschlichkeit und Monstrosität zu hinterfragen. Dieses Zusammenspiel liefert einen Stoß emotionaler Rohheit, bleibt aber knapp unter echter philosophischer Tiefe und entscheidet sich für Spannung statt Reflexion.

Innerhalb des Kanons europäischer Psychothriller ist Die Therapie ein herausragendes Werk in ihrer schieren Kühnheit. Obwohl sie an die Tradition des unzuverlässigen Erzählers erinnert, wie sie in Werken von Mark Z. Danielewski oder Gillian Flynn zu finden ist, verleiht Fitzeks besondere Art der halluzinatorischen Handlung und emotionalen Dringlichkeit dem Roman eine unverwechselbar deutsche Sensibilität: präzise, düster und furchtlos gegenüber psychologischer Dunkelheit. Fans von Fitzeks anderen wendungsreichen Thrillern werden hier die typischen Merkmale finden, doch Die Therapie wirkt besonders treibend und intim.

Alles in allem ist Die Therapie ein fesselndes und atmosphärisches Gedankenspiel, das sich durch Tempo und Spannung auszeichnet, während es manchmal nuancierte Charakterentwicklung und thematische Subtilität opfert. Das Ende mag polarisieren, doch die unerbittliche Energie und der emotionale Einsatz des Buches sorgen dafür, dass es lange nach der letzten Seite nachwirkt. Für Liebhaber von Psychothrillern ist es eine denkwürdig beunruhigende Reise – schnallen Sie sich einfach an für Schwindel.

Was andere sagen

K. Winkler

Beginnen wir mit der Frage nach Schuld und Wahnsinn: Fitzeks „Therapie“ zwingt zum nächtlichen Grübeln über die fragile Grenze zwischen Realität und Wahn. Viktor Larenz als Figur verfolgt mich, wie ein Schatten aus der eigenen verdrängten Vergangenheit – typisch deutsche Vergangenheitsbewältigung, aber als Thriller.

K. Scholz

Beginnen wir bei Anna Spiegel: Diese Figur verfolgt mich wie das kollektive deutsche Schuldgefühl nach 1945. Fitzek zerlegt Identität, Wahrnehmung und Erinnerung so präzise wie ein preußischer Beamter beim Ausfüllen von Steuerformularen. Doch wo bleibt der gesellschaftliche Mehrwert?

G. Hofmann

Beginnen wir mit der Unruhe, die Viktor Larenz in mir auslöste – ein Protagonist, der das deutsche Bedürfnis nach Kontrolle und Deutungsgier ins Extrem treibt. Fitzeks Therapie verwischt die Grenze zwischen psychiatrischer Aufarbeitung und kollektiver Schuld, als ginge es nie nur um ein verschwundenes Kind, sondern immer auch um unsere nationale Obsession: Wahrheit und Erlösung im Angesicht eines Abgrunds, der nicht schließt.

G. Baumann

Beginnen wir mit der Frage nach kollektiver Verantwortung, denn Fitzeks „Therapie“ zwingt uns, die moralische Grauzone der Erinnerungskultur zu betreten. Viktor Larenz – gequält, getrieben, so typisch für die deutsche Zerrissenheit – verfolgt mich noch immer, wie eine nicht abgeschlossene Debatte am Stammtisch.

J. Baumann

Beginnen wir mit der Frage nach Wahrheit und Erinnerung, die Fitzek in „Therapie“ aufwirft: Wie sicher kann man sich seiner eigenen Vergangenheit sein, wenn der Verstand sich gegen einen verschwört? Gerade das Verschwimmen der Realität – ich habe nach dem Kapitel mit Anna-Lena wirklich das Licht angelassen.

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Lokale Sicht

Warum Es Wichtig Ist

Sebastian Fitzeks „Die Therapie“ hat eine besondere Resonanz bei deutschen Lesern, insbesondere angesichts Deutschlands komplexer Beziehung zu Trauma, Erinnerung und psychologischer Selbstreflexion. Das beunruhigende Eintauchen des Buches in die menschliche Psyche spiegelt die Nachkriegskultur der Nation wider, unangenehme Wahrheiten zu konfrontieren, und zieht Parallelen zu historischen Auseinandersetzungen wie der Vergangenheitsbewältigung.

  • Psychothriller sind hierzulande sehr beliebt, und Fitzeks rasantes, klaustrophobisches Erzählen passt genau zum deutschen Geschmack für straffe, intellektuelle Spannung.
  • Der Fokus des Romans auf mentale Gesundheit und Therapie trifft einen Nerv in einem Kontext, in dem die Suche nach psychologischer Hilfe zwar weniger stigmatisiert wird, aber immer noch mit einem Tabu behaftet ist – eine Spannung, die Viktor Larenz’ Kampf widerspiegelt.

Einige Handlungspunkte, wie die Inselisolation und die unzuverlässige Erzählweise, wirken in einer Nation, in der persönliche Privatsphäre und Kontrolle tief geschätzt werden, besonders eindringlich – was Viktors Zerfall besonders verstörend macht. Fitzeks labyrinthartige Wendungen fügen sich in eine Tradition der deutschen Kriminalliteratur ein, doch der offenkundige psychologische Fokus wirkt erfrischend modern und fordert ältere, eher prozedurale Stile heraus.

Zum Nachdenken

Die Therapie von Sebastian Fitzek hat bemerkenswerten internationalen Erfolg erzielt, sich über eine Million Mal verkauft und Fitzek als einen der führenden Thrillerautoren Deutschlands etabliert, wobei der Roman in über zwei Dutzend Sprachen übersetzt wurde und ein erneutes globales Interesse an deutschen Psychothrillern entfachte.

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