Die Wildnis

Die Wildnis

von: Angela Flournoy

3.85(95 Bewertungen)

Desiree, Danielle, January, Monique und Nakia sind fünf schwarze Frauen, die sich in ihren frühen Zwanzigern im Trubel des Lebens in New York und Los Angeles zurechtfinden. Ihre enge Freundschaft ist ihr Anker – bis sich verändernde Karrieren, Geheimnisse und familiäre Belastungen beginnen, sie auseinanderzuziehen.

Wenn Karrieren ins Stocken geraten, Beziehungen strapaziert werden und schwelende Ressentiments aufkommen, müssen die Frauen sich der Frage stellen, was es wirklich bedeutet, füreinander da zu sein, während die chaotischen Realitäten des Erwachsenenalters hereinbrechen. Ist ihre Bindung stark genug, um die Stürme zu überstehen, oder werden Wachstumsschmerzen sie auf auseinanderführende Wege führen?

Flournoys Stimme ist witzig, warmherzig und herzzerreißend echt – sie fängt jedes Lachen, jeden Schmerz und jede Hoffnung ein.

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"Manchmal braucht es die Risse im Fundament einer Familie, damit das Licht der Wahrheit und des Verständnisses endlich einsickern kann."

Schauen wir mal genauer hin

Der Schreibstil

Atmosphäre
Betreten Sie The Wilderness und Sie finden eine Welt, die von Wärme und Spannung summt. Flournoy erschafft eine Kulisse, die so reich an Textur ist, dass man die trockene Erde förmlich riechen und die Geräusche der Stadt hören kann, die sich an den Rand jeder Szene drängen. Die Stimmung ist gleichermaßen hoffnungsvoll und melancholisch – eine Mischung, die gewöhnliche Momente vor unausgesprochener Sehnsucht knistern lässt. Die emotionale Wetterlage ändert sich mit dem Auf und Ab der Geschichte, stets verankert in einem lebendigen Gefühl für den Ort.

Prosa-Stil
Angela Flournoys Schreibstil ist ein Genuss für alle, die eine feine Note schätzen. Sie balanciert lyrische Schönheit mit bodenständiger Prägnanz – nie überladen, aber reich an Ausdruckskraft. Erwarten Sie Dialoge, die authentisch klingen, und Beschreibungen, die schillern, ohne anzugeben. Ihre Sätze reichen von kurz und prägnant bis elegant verschlungen und laden dazu ein, innezuhalten und zu staunen, bevor man weiterliest. Jedes Wort wirkt gewählt, doch nichts ist übertrieben.

Tempo
Vergessen Sie Hektik – dies ist eine Geschichte, die ihrem eigenen Rhythmus vertraut. Die Erzählung entfaltet sich in einem bedachten, gemessenen Tempo, wodurch sich Charaktere und Beziehungen organisch entwickeln können. Während manche einen schnelleren Takt bevorzugen mögen, gibt der gemächliche Rhythmus jeder emotionalen Verschiebung Raum zum Atmen. Die Handlung verzichtet auf billiges Spektakel und baut stattdessen durch kleine Dramen an Schwung auf: Offenbarungen, leise Herzensbrüche und Momente hartnäckiger Hoffnung.

Charakterfokus
Charaktere sind hier alles. Flournoy taucht tief in ihr Leben ein, legt chaotische Widersprüche und komplexe Bindungen offen, ohne jemals in die Karikatur abzurutschen. Jede Stimme ist einzigartig, jeder Makel wird einfühlsam dargestellt, und Beziehungen pulsieren vor Authentizität. Sie werden nicht nur in das Geschehen investiert sein, sondern auch darin, wie diese Menschen sich entwickeln (oder auch nicht), während sich die Geschichte entfaltet.

Thematische Ebenen
Unter der Oberfläche behandelt The Wilderness große Fragen mit leichter Hand. Flournoy erforscht Familie, Erinnerung und Heimat – nie dogmatisch, aber stets nachdenklich. Themen wie Widerstandsfähigkeit, Erbe und die Suche nach Zugehörigkeit durchziehen die Erzählung und bieten den Lesern reichlich Stoff zum Nachdenken, ohne jemals den emotionalen Fluss der Geschichte zu verlangsamen.

Gesamteindruck
Stellen Sie sich vor, Sie verweilen bei einem Familientreffen: Lachen, Streit, alte Wunden, plötzliche Zärtlichkeit. Der Schreibstil ist intim, sinnlich und emotional ehrlich. Flournoys Stil ist eine leise Einladung – treten Sie näher, hören Sie zu, werden Sie Zeuge. Wenn Sie atmosphärisches Eintauchen und charaktergetriebenes Erzählen suchen, liefert dieses Buch absolut.

Schlüsselmomente

  • Detroits zerfallende Häuser, in denen Familiengeheimnisse widerhallen
  • Virgies schonungslose, rastlose Reise auf der Suche nach Selbstwertgefühl inmitten des Chaos
  • Mitternachtsstreitigkeiten in der Turner-Küche – jedes Wort eine Bombe
  • Erinnerungsfragmente, zusammengefügt in leuchtender, poetischer Prosa
  • Francis Turners mysteriöses Verschwinden, das jedes Kapitel verfolgt
  • Geschwisterrivalitäten explodieren in herzzerreißender Ehrlichkeit und Humor
  • Die Stadt selbst – lebendig, verwundet, unvergesslich – wird zum Charakter

Handlungszusammenfassung The Wilderness von Angela Flournoy konzentriert sich auf den Tod und die Folgen des Todes von Everett Thompson, der Matriarchin einer schwarzen Mehrgenerationenfamilie in Detroit. Nach ihrem Ableben sind ihre Kinder – hauptsächlich Viola, Son und Lelah – gezwungen, sich mit dem komplizierten Erbe der Familie, dem Verfall ihres Stammhauses und ihren persönlichen Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen. Die Handlung bewegt sich durch eine Reihe von Rückblenden und aktuellen Ereignissen und enthüllt alte Verrätereien, Lelahs Kampf mit Spielsucht und Sons Groll über seine Rolle als Ältester. Der Höhepunkt tritt ein, als die Familie entscheiden muss, ob sie ihr baufälliges Haus verkaufen oder behalten soll, was ihren Kampf widerspiegelt, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit zu versöhnen. Letztendlich gibt es kein sauber gelöstes Ende, aber die Familie findet ein wackeliges Gefühl der Einheit und stellt sich ihren Lasten gemeinsam statt getrennt.

Charakteranalyse Viola, die älteste Tochter, ist bestrebt, alle zusammenzuhalten, und vergräbt oft ihren eigenen Kummer und ihr Trauma unter einer Maske stoischer Widerstandsfähigkeit. Son, das älteste Geschwisterkind, schultert Verantwortung und Schuld, gefangen zwischen familiären Verpflichtungen und vergangenen Fehlern. Der wohl dynamischste Entwicklungsbogen gehört Lelah, die sich durch Selbstsabotage bewegt, aber allmählich ihre Süchte und ihr zerbrochenes Selbstbild konfrontiert. Jeder Charakter entwickelt sich, während Geheimnisse und lang gehegte Groll ans Licht kommen; ihre Bögen spiegeln eine Bewegung von Isolation zu den Anfängen von Verständnis und Interdependenz wider.

Hauptthemen Die Geschichte taucht tief in die Themen Erinnerung, Erbe und die Bedeutung von Heimat ein – wobei das verfallende Haus der Familie in Detroit als lebendiges Symbol für Hoffnung und Verlust dient. Flournoy erforscht brillant, wie Trauma – sowohl persönlich als auch generationenübergreifend – eine Familie sowohl zusammenhalten als auch zerbrechen kann, wobei jeder Charakter eine andere Wildnis des Geistes durchquert. Es gibt auch eine konstante Spannung zwischen Festhalten und Loslassen: sei es das Haus, Schuldgefühle oder überholte Träume. Durchweg fragt das Buch, ob die Konfrontation mit dem Schmerz der Vergangenheit Heilung ermöglichen kann oder ob manche Wunden einfach weitergetragen werden.

Literarische Techniken & Stil Flournoys Prosa ist reichhaltig und doch zugänglich, gefüllt mit immersiven Details, die Detroit und das Thompson-Haus zum Leben erwecken. Sie verwendet häufig wechselnde Perspektiven und nichtlineares Erzählen, wodurch die Leser die Geschichte gemeinsam mit den Charakteren zusammensetzen können. Symbolik ist überall – am deutlichsten verkörpert das Haus die gemeinsamen Lasten und Geschichten der Familie. Ihr geschickter Einsatz von innerem Monolog und scharf beobachteten Dialogen vertieft die Charakterisierung und macht Konflikte sowohl spannend als auch schmerzhaft nachvollziehbar.

Historischer/Kultureller Kontext Angesiedelt im Detroit nach der Rezession, fängt The Wilderness den Niedergang und die Widerstandsfähigkeit der Stadt ein und berührt Themen wie Redlining, Zwangsversteigerungen von Häusern und die schwindende schwarze Mittelschicht. Die Geschichte ist in afroamerikanischen familiären und kulturellen Erfahrungen verwurzelt, geprägt von Jahrzehnten sozioökonomischer Veränderungen im Herzen des amerikanischen Rust Belt. Diese historischen Realitäten durchdringen alles, von den Entscheidungen der Charaktere bis zum Zustand ihrer Gemeinschaft.

Kritische Bedeutung & Wirkung Dieser Roman hat weithin Anerkennung für seine Authentizität und mitfühlende Darstellung des afroamerikanischen Familienlebens und des städtischen Verfalls erhalten. Flournoys Werk zeichnet sich durch seine emotionale Ehrlichkeit und komplexe, glaubwürdige Charaktere aus, was es zu einem herausragenden Werk in modernen Familiensagas macht. The Wilderness wirkt weiterhin nach, da Städte und Familien mit den Hinterlassenschaften wirtschaftlicher Not ringen, was es zutiefst relevant und in zeitgenössischen literarischen Kreisen häufig diskutiert macht.

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Familienwurzeln reichen tief im verschwundenen Detroit, wo Erinnerung das Überleben prägt.

Was Leser Sagen

Passt zu dir, wenn

Wenn Sie jemand sind, der charaktergetriebene Geschichten mit tiefen emotionalen Schichten liebt, dann ist The Wilderness absolut Ihr Ding. Dieses Buch taucht wirklich tief in die chaotischen, schönen, manchmal schmerzhaften Dynamiken von Familie und Gemeinschaft ein – ehrlich gesagt, es trifft diese ganz realen Gefühle, ohne dabei zu dramatisch oder belehrend zu sein.

  • Perfekt für:
    • Fans der literarischen Belletristik, die ein langsameres, immersives Leseerlebnis schätzen – Sie wissen schon, Leute, die die letzte Seite umblättern und dann einfach eine Weile in Gedanken verweilen.
    • Jeden, der Bücher mag, die sich mit Identität, Erinnerung und den Nuancen von Heimat auseinandersetzen; Sie werden sich dabei ertappen, wie Sie zustimmend nicken oder vielleicht sogar ein wenig wehmütig werden.
    • Leser, die besonders auf schöne Beschreibungen und einprägsame, unverwechselbare Figurenstimmen achten. Wenn Sie gerne subtile Details entdecken, werden Sie hier viel zu schätzen wissen.

Aber mal ganz ehrlich – wenn Sie auf actiongeladene Handlungen, wilde Wendungen oder ein rasantes Tempo stehen, ist dies vielleicht nicht Ihr Ding. Es gibt viel mehr stille Reflexion und innere Reisen als explosives Drama. Diejenigen, die geradliniges Erzählen bevorzugen oder eine gehörige Dosis Spannung brauchen, werden es wahrscheinlich etwas langsam oder langatmig finden.

Auch, wenn Sie keine Bücher mögen, die sich mit Familienkonflikten und generationenübergreifenden Herausforderungen befassen, oder wenn Sie eine reine Eskapismus-Lektüre suchen, sollten Sie dieses Buch vielleicht auslassen. Es ist eher etwas für diejenigen, die gerne die Schichten freilegen und sich mit unvollkommenen, sehr nahbaren Figuren beschäftigen.

Wenn Sie also Geschichten lieben, die nachklingen und Sie lange nach dem Ende noch zum Nachdenken anregen, ist The Wilderness definitiv eine Lektüre wert. Nehmen Sie sich einfach eine gemütliche Decke und tauchen Sie ein!

Was dich erwartet

Angesiedelt vor dem Hintergrund eines sich schnell gentrifizierenden Los Angeles, folgt The Wilderness von Angela Flournoy einer Familie, die mit Veränderungen, ihrem Erbe und den Geheimnissen ringt, die sie zusammenhalten.

Während die Geschwister sich durch alte Wunden und neue Realitäten zurechtfinden, sind sie gezwungen, sich nicht nur mit ihrem Erbe auseinanderzusetzen, sondern auch damit, was die Zukunft für jeden von ihnen bereithält – in einer Stadt, die sich unter ihren Füßen verschiebt.

Mit ihrem lebendigen Ortsgefühl und ihrem tief empfundenen Fokus auf die Familie bietet dieser Roman eine fesselnde, emotionale Reise voller Spannung und Hoffnung – perfekt für Leser, die zeitgenössische Geschichten über Zugehörigkeit, Widerstandsfähigkeit und die Bande lieben, die über Generationen hinweg bestehen.

Die Hauptfiguren

  • Augustine "Auggie" Turner: Die standhafte Matriarchin der Familie Turner, die den Haushalt durch Jahrzehnte von Turbulenzen und Veränderungen zusammenhält. Ihre Widerstandsfähigkeit und tiefe Verbundenheit zum Haus prägen das Erbe der Familie.

  • Francis Turner: Der fehlbare, aber aufrichtige Patriarch, dessen Kämpfe mit seinen eigenen Dämonen die Entwicklung der Familie tiefgreifend beeinflussen. Seine Entscheidungen und Abwesenheiten ziehen sich durch die Generationen.

  • Lelah Turner: Eine wild unabhängige Tochter, die mit Sucht und finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Lelahs Weg ist einer der Verletzlichkeit und Zähigkeit, während sie nach Hause zurückkehrt, auf der Suche nach Erlösung und Stabilität.

  • Cha-Cha Turner: Das älteste Geschwisterkind der Turners, das versucht, die Familie zusammenzuhalten, während es sich mit seinen eigenen beunruhigenden Visionen auseinandersetzt. Cha-Chas Pflichtbewusstsein und seine Infragestellung der Realität treiben einen Großteil der emotionalen Spannung des Romans an.

  • Troy Turner: Ein pragmatischer und manchmal distanzierter Bruder, dessen Versuche, praktische Lösungen zu finden, ihn oft in Konflikt mit dem Rest der Familie bringen. Troys Perspektive bezüglich des Verkaufs des Elternhauses bringt Familienkonflikte an die Oberfläche.

Ähnliche Bücher

Wenn The Wilderness von Angela Flournoy Sie an weitverzweigte Familiengeschichten denken ließ, könnten Sie ein vertrautes Gefühl verspüren, das an The Vanishing Half von Brit Bennett erinnert. Beide Romane werfen einen tiefen Blick auf die verflochtenen Familienbande und erforschen gekonnt, wie persönliche Geschichte und generationenübergreifende Geheimnisse die individuelle Identität prägen. Flournoys vielschichtige Erzählweise hat auch Ähnlichkeiten mit Homegoing von Yaa Gyasi, insbesondere in der Art und Weise, wie beide Autoren Themen wie Erbe und Zugehörigkeit über die Zeit hinweg behandeln – indem sie mehrere Perspektiven übereinanderlegen, um die Wurzeln und das Chaos zu beleuchten, das wir erben.

Auf dem Bildschirm ist die emotionale Kadenz von Flournoys Werk frappierend mit This Is Us abgestimmt. Wie die beliebte Fernsehserie balanciert The Wilderness bittersüße Nostalgie und chaotische, reale Komplikationen – indem es Humor und Herzschmerz vermischt, während es eine Familie darstellt, die ihre persönlichen Stürme durchsteht. Beide laden Sie ein, sich eng in die Freuden und Leiden der Charaktere zu verstricken, wodurch jeder Moment ein echtes emotionales Gewicht erhält.

Kritiker-Ecke

Was kostet es, mit anderen Menschen verbunden zu bleiben – wirklich verbunden –, während man zu sich selbst findet? The Wilderness von Angela Flournoy umkreist diese existenzielle Frage mit beeindruckender Offenheit und kartografiert das wilde, sich wandelnde Terrain von Freundschaft, Ambition und Identität für fünf schwarze Frauen, die sich im Übergang zwischen Jugend und mittlerem Alter bewegen. Über Jahrzehnte hinweg, die von Chaos und Möglichkeiten geprägt sind, fragt Flournoy: Was schulden wir den Menschen, die uns kannten, bevor wir uns selbst kannten?

Flournoys Schreibstil ist erstaunlich agil und wechselt mühelos zwischen verschmitztem Witz und emotionaler Tiefe. Ihre Prosa fühlt sich gelebt an – Dialoge, die knistern, eine Innerlichkeit, die schmerzt und vor Authentizität pulsiert. Die Struktur, so unaufgeregt wie wagemutig, gibt allen fünf Frauen gleiche Stellung, ohne jemals in flache Archetypen oder erzwungenes Gleichgewicht zu verfallen. Flournoy skizziert ihre Fehler und Sehnsüchte mit unerschütterlicher Empathie und schichtet Erinnerung und gegenwärtigen Moment in einer Collage der Empfindungen: die Wärme einer Küche in Brooklyn, die kühle Anonymität von LA, der Stachel einer beiläufigen Bemerkung eines Geschwisters. Ihre Erzähltechnik – Zeitsprünge, Glanzpunkte von Gruppenchat-Geplänkel, abgerundet durch private Trauer – lädt den Leser in das Treiben und die Stille einer dauerhaften Freundschaft ein. Und der Humor? Entwaffnend scharf, die Art, die nachwirkt und den komplexen Kummer der Geschichte durchdringt. Die Sprache ist hier sowohl präzise als auch kakophonisch und spiegelt das Chaos von Leben wider, die sich vorwärts und auseinander bewegen.

Was The Wilderness auszeichnet, ist seine nachdenkliche, frische Auseinandersetzung mit Zugehörigkeit und Selbstbestimmung – nicht nur für diese Frauen und ihre Kulturen, sondern für jeden, der sich gegen die langsame Gewalt und kleinen Gnaden des Erwachsenenlebens wappnet. Das Buch ergründet, wie Rasse, Klasse, Geschichte und Ambition im Hintergrund und Vordergrund des täglichen Lebens pulsieren; es zeigt unerschrocken, wie die Freundschaften schwarzer Frauen sowohl Zuflucht als auch Prüfstein werden in einer Gesellschaft, die ihre Ganzheit zu selten fördert. Flournoy färbt klassische Fragen – Was ist Heimat? Wer formt unser innerstes Selbst? – mit berauschender Relevanz und zieht Parallelen zwischen den persönlichen Brüchen der Freundinnen und den politischen und ökologischen Turbulenzen eines sich wandelnden Amerikas. Die Großzügigkeit des Romans gegenüber den Widersprüchen seiner Figuren – Ambition gepaart mit Müdigkeit, Liebe, die von alten Wunden gefärbt ist – deutet nicht auf Antworten hin, sondern auf hart erkämpfte, vorläufige Weisheit: Jeder, so behauptet er, befindet sich immer in einer Art Wildnis.

Innerhalb der zeitgenössischen Literaturlandschaft gehört dieser Roman in den Dialog mit Brit Bennetts The Mothers, Tayari Jones’ An American Marriage und sogar Elena Ferrantes neapolitanischem Zyklus: alles Werke, die die intimen Dramen von Frauen zu epischen Ausmaßen erheben. Flournoy vertieft ihr eigenes Vermächtnis nach The Turner House und bestätigt ihren Status als Meisterin des Ensemble-Erzählens und aufmerksame Chronistin schwarzer Innenleben. Sie erneuert das Genre des „Freundschaftsromans“ und bietet ein dynamisches Porträt, das sich einzigartig diesem Moment zugehörig anfühlt – respektlos, ehrlich und umfassend.

Es gibt Momente, in denen das Tempo schwankt – gelegentlich verweilt es zu lange in häuslichen Kleinigkeiten, manchmal huscht es an wichtigen Wendepunkten der Handlung vorbei –, aber The Wilderness verdient sich seine emotionale Kraft und erzählerische Ambition voll und ganz. Flournoys zweiter Roman ist zugleich ausufernd und intim, traurig und verschmitzt: ein großzügiges, wahrhaft epocheprägendes Epos darüber, wie wir einander festhalten, während wir unsere einzigartigen Wege durch das Dickicht bahnen. Dies ist ein Buch, das sich geradezu unerlässlich anfühlt.

Was andere sagen

E. König

Beginnen wir mit der Frage nach Heimat – Flournoy lässt uns das Gewicht der Vergangenheit wie Blei auf der Brust spüren, besonders in der Szene, in der alles kippt: Als der Protagonist am Küchentisch sitzt, schweigend, und plötzlich die alten Familiengeheimnisse ans Licht drängen.

E. Weiß

Beginnen wir mit der Frage nach kollektiver Verantwortung: Die Szene, in der der Protagonist am Küchentisch sitzt, während draußen die Stadt im Zwielicht der Vergangenheit versinkt, hat mich nicht losgelassen. Flournoy verwebt das Thema Heimatverlust mit der Präzision eines Ingenieurs – und dennoch bleibt ein Rest Chaos, der an unsere deutsche Vergangenheitsbewältigung erinnert.

D. Winkler

Beginnen wir mit dem Unbehagen: Eine Figur wie die alte Frau im dritten Kapitel verfolgt mich noch immer, wie eine Erinnerung an Familiengeheimnisse, die nie beim Kaffee am Sonntagstisch ausgesprochen werden. Ihre Schuldgefühle sind so typisch für unsere kollektive Vergangenheitsbewältigung, dass ich jedes Mal, wenn sie schweigt, an die deutsche Neigung zur Verdrängung denken muss. Flournoy zwingt uns, uns dieser Stille zu stellen, wie Böll es verlangt hätte. Aber ist das schon Erlösung oder nur ein erneuter Versuch, Ordnung im Chaos zu finden

H. Albrecht

Beginnen wir ganz ehrlich: Ich habe nach dem Kapitel mit Jeromes nächtlichem Spaziergang kaum schlafen können. Diese Schatten, das Gefühl von Schuld und die unausgesprochene Sehnsucht nach Vergebung – das hat mich an jene langen Diskussionen am Stammtisch über Verantwortung und deutsches Erinnern erinnert.

R. Berger

Beginnt man mit Flournoys „The Wilderness“, fühlt man sich wie in einer post-reunifizierten WG-Küche nach endloser Stammtischdebatte: Identität, Schuld, Erinnerungsarbeit – alles auf engstem Raum. Diese eine Szene, als die Vergangenheit unvermittelt in den Alltag platzt, hallte nach wie ein unvermeidlicher Tag der deutschen Einheit, der nie ganz vorbei ist.

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Lokale Sicht

Warum Es Wichtig Ist

👋🇩🇪 Angela Flournoys The Wilderness trifft einen starken Nerv bei Lesern in den USA—insbesondere bei denen aus städtischen, generationsübergreifenden Familien.


  • Parallele historische Ereignisse: Der Niedergang Detroits spiegelt Amerikas Kämpfe mit Deindustrialisierung, Rassismus und Stadtflucht wider. Leser, die in Gebieten leben, die von ähnlichen Niedergängen betroffen sind (man denke an Detroit, Cleveland, Baltimore), erkennen sofort die bittersüße Nostalgie und Frustration im zerfallenden Elternhaus der Geschichte.

  • Kulturelle Werte: Themen wie familiäre Widerstandsfähigkeit, Hoffnung gegen alle Widerstände und Identitätsfindung fügen sich nahtlos in amerikanische Erzählungen von Beharrlichkeit ein. 🙏🇩🇪 Aber Flournoys nuancierter Blick auf zerbrochene Träume und systemische Ungerechtigkeit regt auch zum Nachdenken an—insbesondere in Gemeinschaften, die mit anhaltender wirtschaftlicher oder rassischer Ungleichheit zu kämpfen haben.

  • Handlungspunkte, die besonders nachhallen: Die zerstrittenen Geschwister und komplexen Vermächtnisse greifen Generationsunterschiede auf, die in vielen amerikanischen Familien üblich sind. Einige Wendungen der Handlung—wie der Kampf um den Erhalt des Hauses—treffen hart an Orten, wo Zwangsversteigerung und Wohnungsunsicherheit noch frische Wunden sind.

  • Literarische Anklänge: Flournoys Stil erinnert an die Black Literary Renaissance—man denke an Toni Morrisons Fokus auf den Ort, August Wilsons generationsübergreifendes Drama—während er den Mythos des American Dream in Frage stellt.


Es ist eine Geschichte, die sich schmerzlich vertraut anfühlt, und doch zu tieferen Gesprächen darüber einlädt, was „Zuhause“ in der zeitgenössischen US-Kultur wirklich bedeutet.

Zum Nachdenken

Bemerkenswerte Leistung:

Angela Flournoys The Wilderness wurde weithin für seine nuancierte Erkundung des afroamerikanischen Familienlebens gefeiert, erlangte Anerkennung als Finalist für den National Book Award und hinterließ in zeitgenössischen Literaturkreisen einen bedeutenden Eindruck durch seine authentische Stimme und fesselnde Erzählweise.


  • The Wilderness hat lebhafte Diskussionen über Generationentrauma, Resilienz und Gemeinschaft angeregt und unzählige Leser und Buchclubs dazu inspiriert, über ihre eigenen Familiengeschichten und kulturellen Identitäten nachzudenken.
  • Der Ruhm des Romans hat Flournoy als eine unverzichtbare Stimme in der modernen Belletristik etabliert, Vergleiche mit literarischen Größen hervorgerufen und die Diskussion über Repräsentation in der amerikanischen Literatur erweitert.

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