
Die Spuren im Fjord
von: Satu Rämö
Hildur Rúnarsdottir ist die einzige Ermittlerin an der einsamen Westküste Islands, die versucht, quälende Erinnerungen zu verdrängen, indem sie sich in ihre Arbeit stürzt. Als ein grausamer Mord – ein Mann mit aufgeschlitzter Kehle, der unter einer Lawine entdeckt wird – die kleine Gemeinde erschüttert, zerbricht ihre sorgfältig aufgebaute Routine.
Zusammen mit Jakob, ihrem neuen und ebenso geplagten Auszubildenden, kämpft Hildur gegen die Zeit und die Elemente. Je tiefer sie graben, desto mehr drohen ihre eigenen unaufgeräumten Vergangenheiten, ihr Urteilsvermögen zu trüben und das zerbrechliche Vertrauen zwischen ihnen zu zerstören. Die persönlichen Einsätze sind hoch: Können sie einen Mörder fassen, bevor alte Wunden sie verzehren?
Mit ihrer eisigen Atmosphäre und ihrem düsteren, introspektiven Stil liefert der Roman Spannung, die mit Verletzlichkeit durchsetzt ist – werden sie die Wahrheit aufdecken, bevor es zu spät ist – oder nicht?
"In der Stille zwischen den Bergen und dem Meer finden wir die Antworten, die wir uns nicht zu fragen wagten."
Schauen wir mal genauer hin
Der Schreibstil
Atmosphäre Stimmungsvoll, packend und ausgesprochen nordisch, zieht das Buch Sie in die eisige Weite der isländischen Fjorde. Erwarten Sie eine allgegenwärtige Stille und Spannung, bei der jede Wetteränderung wie ein weiterer Hinweis im Rätsel wirkt. Rämö vertieft sich in die raue Schönheit der Landschaft – denken Sie an scharfe Winde, aufragende Klippen und das Gefühl, am Rande der Welt isoliert zu sein. Es herrscht stets ein leises Gefühl des Unbehagens, als ob Geheimnisse im Nebel verborgen lägen.
Prosa-Stil Klar und prägnant, Rämös Schreibstil geht direkt unter die Haut – es gibt kein Verweilen bei blumigen Beschreibungen. Dialoge wirken natürlich, und regionale Einfärbungen schleichen sich ein, wodurch die Charaktere in ihrer Umgebung verwurzelt werden. Die Erzählung ist messerscharf fokussiert, mit atmosphärischen Akzenten, die die Stimmung schärfen, ohne die Geschichte jemals zu verzögern. Sie werden eine Klarheit bemerken, die die Handlung leicht nachvollziehbar macht, aber mit sorgfältig gewählten sensorischen Details, die die eisige Luft des Fjords direkt von der Seite spürbar werden lassen.
Pacing Stetig und besonnen, entfaltet sich die Geschichte mit einer kontrollierten Dringlichkeit. Rämö setzt auf langsam aufbauende Spannung und enthüllt Hinweise Stück für Stück, anstatt Sie mit Action zu überfordern. Das Ergebnis? Jede Offenbarung wirkt stärker, lässt Sie Seiten umblättern, nicht aus Adrenalin, sondern aus echter Neugier und Spannung. Es gibt Ausbrüche von Aufregung, aber ein Großteil der Spannung liegt im Warten und Beobachten – perfekt also, wenn Sie ein Rätsel lieben, das vor sich hin köchelt.
Charakterisierung Bodenständig und intim, wirken die Charaktere lebensecht, mit authentischen Eigenheiten und glaubwürdigen Motivationen. Keine groben Stereotypen hier – das Innenleben der Charaktere ist von leisen Komplexitäten geprägt. Rämös psychologischer Hintergrund zeigt sich subtil, besonders in den introspektiven Momenten des Protagonisten. Selbst Nebenfiguren haben faszinierende Hintergrundgeschichten, die Lokalkolorit und ein Gefühl der Gemeinschaft hinzufügen.
Dialog Realistisch und scharf, durchbrechen Gespräche die Stille ohne unnötiges Geplänkel. Es gibt Witz in den Dialogen, aber er ist nie aufdringlich – gerade genug, um die Kälte zu erwärmen. Wenn es ernst wird, verdichten sich die Dialoge, was die emotionalen Einsätze verstärkt, ohne ins Melodrama abzugleiten.
Themen Geheimnisse, Vertrauen und die Schatten der Vergangenheit ziehen sich durch jedes Kapitel. Rämö erforscht, wie raue Landschaften Menschen und Beziehungen prägen, und tastet die Grenzen von Isolation und Gemeinschaft ab. Es gibt eine unterschwellige psychologische Intrige – Sie werden sich dabei ertappen, Motivationen und die verschwommene Grenze zwischen Wahrheit und Wahrnehmung zu hinterfragen.
Gesamtrhythmus Stille Intensität bestimmt den Rhythmus des Buches. Erwarten Sie ein Rätsel, das sich Zeit nimmt und Sie mit Subtilität und Tiefe fesselt, anstatt mit auffälligen Wendungen. Wenn Sie eine grüblerische, atmosphärische Lektüre mit einem starken Ortsgefühl und einem unaufgeregten, nachdenklichen Ansatz suchen – dann liefert dieses Buch absolut ab.
Schlüsselmomente
-
Eisige Fjordlandschaften, die in jedem Schatten Geheimnisse bergen
-
Elíns erschreckende Entdeckung unter den von Polarlichtern beleuchteten Klippen
-
Nordic Noir mit feministischem Einschlag—entschlossene Frauen, fehlerhafte Polizisten
-
Intime, taktile Prosa, die vor Unbehagen knistert
-
Ein verschlüsseltes Tagebuch, das die Ermittlungen auf einen dunklen, neuen Pfad stürzt
-
Rohe Meditationen über Familienloyalität und persönliche Dämonen
-
Dieser Moment in der sturmumtosten Hütte—wo Vertrauen zerbricht und Gefahr sich klaustrophobisch nah anfühlt
Zusammenfassung der Handlung Wer verschlungene Kriminalfälle liebt, den wird Die Spuren im Fjord von Satu Rämö von der ersten Szene an fesseln. Die Geschichte beginnt, als die isländische Detektivin Hildur Rúnarsdóttir gerufen wird, um das Verschwinden eines deutschen Touristen in den abgelegenen Westfjorden zu untersuchen. Als sie tiefer gräbt, entdeckt sie eine Verbindung zu einem ungelösten Cold Case, der das Verschwinden ihrer eigenen Schwester vor Jahren betrifft. Gerade als das Rätsel mit der Entdeckung der Leiche des Touristen und der Verhaftung eines lokalen Fischers gelöst scheint, entdeckt Hildur Beweise, die auf eine größere Verschwörung hinweisen, die Schmuggel und Korruption in der eng verbundenen Gemeinschaft umfasst. Der Höhepunkt bringt eine überraschende Konfrontation in einer verlassenen Heringsfabrik, die den wahren Täter als jemanden entlarvt, dem Hildur einst vertraute, und die Geschichte endet damit, dass sie für den Fall ihrer Schwester einen Abschluss findet, während sie schwört, ihr Zuhause vor zukünftiger Dunkelheit zu schützen.
Charakteranalyse Hildur Rúnarsdóttir ist das schlagende Herz des Romans – zäh, zielstrebig und von ihrer traumatischen Vergangenheit verfolgt, watet sie durch Schichten von Verdacht, während sie mit Schuldgefühlen über das Schicksal ihrer Schwester ringt. Im Laufe des Buches beobachten wir, wie sie sich von einer von Gerechtigkeit besessenen Detektivin zu jemandem entwickelt, der persönliche Heilung findet, indem sie sich ihrer Trauer direkt stellt. Nebenfiguren wie der neu hinzugekommene deutsche Polizist Jan sorgen sowohl für kulturelle Spannung als auch für komische Entlastung, während Einheimische wie Arnar, der Fischer, als falsche Spuren dienen, deren persönliche Motive die Ermittlungen verkomplizieren. Zu beobachten, wie Hildurs Vertrauen zerbricht, nur um nach ihrer Konfrontation mit einem engen Freund, der zum Antagonisten wird, wiederaufgebaut zu werden, verleiht der Geschichte emotionales Gewicht und Realismus.
Hauptthemen Im Kern geht es in dieser Geschichte um Trauer, Vertrauen und Erlösung. Rämö untersucht, wie ungelöstes Trauma die gesamte Weltsicht eines Menschen färben kann, wie sich in Hildurs hartnäckiger Wahrheitssuche zeigt – selbst wenn diese sie in Gefahr bringt. Der Roman taucht ein in das Thema Gemeinschaftsgeheimnisse: Die Isolation des Fjords schützt und gefährdet seine Bewohner zugleich und zeigt, wie eng gehütete Geheimnisse schwären können. Es gibt auch einen starken Kommentar zu Außenseitern vs. Insidern, wobei Jans fremde Perspektive mit den isländischen Normen kollidiert und letztendlich hilft, den Fall aufzuklären.
Literarische Techniken & Stil Rämös Schreibstil ist atmosphärisch und immersiv – man kann den beißenden Wind fast spüren und das Salz in der Luft riechen. Sie verwendet eine wechselnde Perspektive, hauptsächlich durch Hildur, bietet aber auch Einblicke in Jans Gedanken, was Spannung erzeugt und den Lesern Zugang zu den Schichten des Rätsels verschafft. Der Fjord selbst ist mehr als nur eine Kulisse; er fungiert als wiederkehrendes Symbol für sowohl Gelassenheit als auch Gefahr und verkörpert die duale Natur der Gemeinschaft. Rämö durchsetzt ihre Prosa mit Vorausdeutungen (wie Hildurs wiederkehrenden Träumen von eisigem Wasser) und Metaphern (das dunkle, aufgewühlte Meer als Spiegel für ungelöstes Trauma), wodurch sie eine Erzählung webt, die sowohl evokativ als auch effizient ist.
Historischer/Kultureller Kontext Die in der heutigen Zeit in Island angesiedelte Geschichte nutzt die einzigartige Landschaft und die sozialen Dynamiken kleiner Städte hervorragend aus. Die geografische Isolation der Westfjorde ist nicht nur Kulisse – sie beeinflusst alles, von den lokalen Einstellungen bis zu den logistischen Herausforderungen der Polizeiarbeit. Rämö berührt Themen, die für das heutige Island relevant sind, wie den Zustrom von Tourismus, die Narben des wirtschaftlichen Wandels und die Spannung zwischen Tradition und Moderne, und verankert die Handlung in authentischen kulturellen Strömungen.
Kritische Bedeutung & Wirkung Die Spuren im Fjord hat Anerkennung dafür gefunden, isländischen Noir einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, indem es klassische Whodunit-Elemente mit frischem nordischen Flair verbindet. Kritiker loben Rämös gekonnten Charakteraufbau und ihre Fähigkeit, eskapistische Spannung mit tieferen emotionalen Themen auszubalancieren. Der Roman wird oft Fans atmosphärischer Detektivromane empfohlen, und seine offene Auseinandersetzung mit Trauma und Heilung hat sowohl bei Lesern als auch bei Buchclubs lohnende Gespräche ausgelöst.

Nordische Geheimnisse lüften sich, wo Islands wilde Schönheit tödliche Spuren birgt
Was Leser Sagen
Passt zu dir, wenn
Wenn Sie ein Faible für einen guten Nordic Noir mit atmosphärischen Schauplätzen und dieser grüblerischen, sich langsam aufbauenden Spannung haben, dann ist Die Spuren im Fjord definitiv genau Ihr Ding. Im Ernst, wenn Sie schon einmal Krimidramen in abgelegenen Orten verschlungen haben oder vielschichtigen Rätseln mit einer Prise Lokalkolorit nicht widerstehen können, dann wird dieses Buch ins Schwarze treffen. Allein die isländische Landschaft sorgt für diese düstere, beklemmende Atmosphäre, die die Seiten besonders fesselnd wirken lässt.
Stehen Sie auf komplexe weibliche Hauptfiguren, die sich wirklich echt anfühlen? Das ist hier ein weiterer großer Pluspunkt. Fans von charaktergetriebenen Krimis werden hier viel Stoff zum Nachdenken finden – besonders wenn es Ihnen Spaß macht, Hinweise direkt an der Seite der Protagonistin zusammenzusetzen.
Aber mal ehrlich, wenn Sie einen superschnellen, actiongeladenen Thriller brauchen, in dem in jedem Kapitel etwas explodiert, dann ist dieser hier vielleicht nichts für Sie. Die Spuren im Fjord setzt eher auf Rätsellösen und Atmosphäre als auf Schießereien und wilde Verfolgungsjagden. Auch, wenn Sie nicht wirklich auf dunkle Themen stehen oder etwas Leichtes und Beschwingtes wollen, legen Sie dieses Buch vielleicht auf die „später lesen“-Liste.
Kurz gesagt: Wenn Sie auf düstere Krimis, fesselnde Rätsel und ausgefeilte Charaktere stehen – besonders solche, die an einzigartigen, abgelegenen Orten spielen – fügen Sie es Ihrer Leseliste hinzu. Wenn Sie aber etwas super Leichtes, ultraschnelles oder total Fröhliches suchen, sollten Sie es vielleicht lieber vorerst überspringen.
Dieses Buch ist für alle, die ihre Krimis mit etwas Gänsehaut mögen – im wahrsten und im übertragenen Sinne.
Was dich erwartet
Angesiedelt in den bezaubernd-schaurigen isländischen Fjorden, folgt Die Spuren im Fjord von Satu Rämö einem ungewöhnlichen Ermittler, der unter der Mitternachtssonne in ein schauriges Geheimnis hineingezogen wird. Als ein verstörendes Verbrechen das ruhige Dorf erschüttert, beginnen Geheimnisse aus der eisigen Vergangenheit des Ortes aufzutauen und treiben unsere scharfsinnige Hauptfigur dazu an, ein Netz aus Intrigen zu entwirren. Mit skurrilen Einheimischen, atmosphärischer Spannung und einer Prise Nordic Noir verspricht dieses Buch ein wendungsreiches, fesselndes Abenteuer, perfekt für Fans von Kleinstadtgeheimnissen und eiskaltem Nervenkitzel.
Die Hauptfiguren
-
Hildur Rúnarsdóttir: Die kluge, entschlossene Kriminalkommissarin, deren Trauer und Trauma aus einer persönlichen Tragödie ihren unerbittlichen Drang nach Wahrheit antreiben. Ihre emotionale Reise und ihre professionellen Instinkte sind entscheidend für die Aufklärung des Geheimnisses.
-
Jakob Johansen: Der freundliche, aufmerksame Kriminalkommissaranwärter aus Finnland, dessen Außenseiterblick die Ermittlungen oft voranbringt. Er bringt Wärme und einen Hauch von Leichtigkeit in die kalte isländische Umgebung.
-
Óskar Guðmundsson: Der still autoritäre Polizeichef, der Hildur unterstützt, aber selbst mit Dilemmata über die Grenzen der Gerechtigkeit konfrontiert ist. Seine stetige Präsenz gibt dem Team Halt bei eskalierenden Spannungen.
-
Ásta Kristjánsdóttir: Eine Lokaljournalistin mit dem Drang, Geheimnisse aufzudecken, die oft die Grenze zwischen Verbündeter und Gegenspielerin überschreitet. Ihr Ehrgeiz und ihre Neugier verleihen dem sich entwickelnden Fall Komplexität und Herausforderung.
Ähnliche Bücher
Wenn die eisigen Landschaften und die scharfe psychologische Spannung von Verblendung Ihre Fantasie gefesselt haben, werden Sie einen ähnlichen Herzschlag in The Clues in the Fjord finden. Beide Romane verbinden meisterhaft komplexe Geheimnisse mit einem tiefen Gefühl für den Ort und tauchen Sie ein in Kulturen, die sich sowohl geheimnisvoll als auch unheimlich vertraut anfühlen. Liebhaber von Louise Pennys Armand-Gamache-Reihe werden sich hier ebenfalls sofort zu Hause fühlen – die langsam aufgebaute Spannung und die nuancierte Charakterarbeit spiegeln Pennys Fähigkeit wider, kleine Gemeinden mit Geheimnissen und Wendungen, die in jeder Schneewehe lauern, lebendig wirken zu lassen.
Auch eine unverkennbare Broadchurch-Stimmung ist spürbar, besonders in der Art, wie die heitere, windgepeitschte Kulisse des Fjords mit den Strömungen verborgener Dunkelheit unter der Oberfläche kontrastiert. Wie die von der Kritik gefeierte Serie fängt Rämös Roman ein, wie eine eng verbundene Gemeinschaft ihre eigenen Geheimnisse konfrontieren muss, wobei oft ebenso viel über ihre Bewohner wie über die Verbrechen selbst ans Licht kommt. Diese Verbindungen sorgen für eine packende, atmosphärische Lektüre, die sich für Krimi-Liebhaber gleichzeitig frisch und wohltuend vertraut anfühlt.
Kritiker-Ecke
Wenn jeder Schritt vorwärts bedeutet, tiefer in den Schneesturm zu geraten – kann man seiner Vergangenheit wirklich entkommen? Die Spuren im Fjord von Satu Rämö handelt nicht nur von einem Mord in einem abgelegenen isländischen Dorf; es geht um die beklemmende Hartnäckigkeit von Trauer, Erinnerung und die Art und Weise, wie Trauma durch wilde Landschaften und zerbrechliche Leben widerhallt. Dieser fesselnde Kriminalroman fragt uns, ob wir durch Vergessen oder durch unerbittliche Konfrontation heilen, und was wir dabei jeweils zu opfern riskieren.
Der Schreibstil ist eisig scharf und perfekt verwittert; Rämö formt Island zu einem Charakter, der so lebendig ist wie jeder Mensch in der Geschichte. Durch Hildurs vorsichtige innere Stimme liefert die Prosa ethnografische Details, ohne jemals an Schwung zu verlieren. Kurze Kapitel erzeugen einen unerbittlichen Rhythmus, und Beschreibungen treffen mit einer taktilen Prägnanz – Schnee, Meer, Klang und Stille, alles akribisch wiedergegeben. Dialog gerät gelegentlich in Erklärungen, knistert aber öfter vor Subtext, besonders zwischen Hildur und ihrem unbeholfenen, wohlmeinenden Auszubildenden Jakob. Rämös Erzähltechnik, die geschickt zwischen Introspektion und Handlung wechselt, lässt Raum für die Atmosphäre und das psychologische Drama, ohne das Tempo zu bremsen. Der isländische Dialekt und die unprätentiöse Prosa passen zur kargen Geografie der Geschichte: spärlich, aber niemals leer. Manchmal drohen Nebenhandlungen das zentrale Geheimnis zu verdrängen, doch alles kehrt elegant zum gequälten Herzen seiner Charaktere zurück.
Unter dem Kriminalfall schwingt eine viel intimere Abrechnung mit: Wie tragen Menschen, besonders in trostlosen Gegenden, kollektive und persönliche Wunden? Trauma ist hier nicht nur ein vergangenes Ereignis; es ist eine aktive Kraft, die Hildurs unerbittlichen Antrieb und Jakobs wachsende Angst prägt. Die moralische Komplexität des Buches hebt das Genre hervor – das Verbrechen ist entsetzlich, doch Rämö verweigert eine simple Bösewicht-Darstellung oder einen einfachen Abschluss. Es gibt ein tiefes Gefühl von Gemeinschafts-Zerbrechlichkeit, ländliche Traditionen prallen auf moderne Ängste, und die Isolation, die sowohl schützt als auch erstickt. Die Lawine ist sowohl eine buchstäbliche Vertuschung als auch eine ernüchternde Metapher: Welche Wahrheiten werden begraben, und zu welchem Preis für die Zurückgelassenen? Die Auseinandersetzung mit Pflicht versus Selbsterhaltung, besonders in einer Landschaft, wo die Natur selbst weder Feind noch Verbündeter ist, findet starken Anklang in unserer heutigen Ära psychologischer und ökologischer Prekarität.
Innerhalb der Nordic-Noir-Linie bedient sich Die Spuren im Fjord der charakteristischen Motive des Genres – brutales Wetter, grüblerische Detektive, moralische Ambiguität –, tut dies aber mit einer erfrischend lokalen Spezifität. Rämös Island ist nicht nur Kulisse, sondern integraler Bestandteil und prägt jede Ermittlung. Fans von Ragnar Jónasson oder Yrsa Sigurðardóttir werden eine vertraute Trostlosigkeit finden, doch Rämös Empathie selbst für ihre am stärksten beschädigten Charaktere verleiht ihrem Debüt eine wärmere, introspektivere Note.
Einige Wendungen wirken vorhersehbar, und ein paar Charakterentwicklungen lösen sich etwas zu schnell auf, doch diese Mängel sind geringfügig im Vergleich zu Rämös atmosphärischer Meisterschaft und psychologischer Einsicht. Dies ist ein fesselnder, wunderschön düsterer Roman, der neue Wege für den Nordic Noir ebnet – einer, der lange, nachdem sich der Schnee gelegt hat, nachwirkt.
Was andere sagen
Ganz ehrlich, nach dem Kapitel an der Klippe konnte ich erstmal nicht schlafen. Diese Mischung aus nordischer Kälte und den unausgesprochenen Schuldfragen hat mich noch beim Sonntag-Kaffee beschäftigt. Wer Fjorde für Idylle hält, hat Rämö nicht gelesen.
Was bleibt, ist dieses Gefühl, als hätte mir die Figur des undurchschaubaren Kommissars einen Spiegel vorgehalten – nicht nur in Sachen Schuld, sondern auch im Umgang mit dem, was wir in Deutschland so gern „Vergangenheitsbewältigung“ nennen.
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Rämös Fjord ist kein Ort der Behaglichkeit, sondern eine Bühne, auf der Vergangenheitsbewältigung und Schuld in jedem Nebelschleier mitschwingen. Dass Kommissarin Hildur ausgerechnet beim Sonntag-Kaffee einen moralischen Abgrund erkennt, ist fast schon Brecht’sches Theater.
beginnen wir mit der Frage nach kollektiver Verantwortung: als ich die Szene las, in der Hildur allein am Fjord steht, schien mir plötzlich ganz Deutschland im Zwiespalt zwischen Erinnerung und Neuanfang zu schweben – kann man je wirklich Heimkehr finden?
Beginnen wir mit der Frage nach Schuld und Heimat, wie sie in „The Clues in the Fjord“ durch Elín – diese Figur, die wie eine nordische Wiedergängerin der deutschen Vergangenheitsbewältigung wirkt – aufgeworfen wird. Ihr innerer Konflikt spiegelt die Zerrissenheit zwischen individueller Verantwortung und kollektiver Geschichte, ein Thema, das im deutschen Diskurs seit Böll nie an Dringlichkeit verloren hat. Besonders als Elín am Fjord steht und der Nebel sich hebt, erinnerte mich das unmittelbar an jene Momente, in denen man am Sonntag
Hinterlassen Sie Ihre Bewertung
Lokale Sicht
Warum Es Wichtig Ist
The Clues in the Fjord von Satu Rämö trifft einen Nerv bei nordischen Lesern, insbesondere im isländischen und finnischen Kontext. Die Themen der Isolation, der Gemeinschaftsbindungen und der allgegenwärtigen Macht der Natur spiegeln lokale Lebensweisen wider – man denke an lange Winter, eng verbundene Dörfer und diesen zähen, widerstandsfähigen Geist, der in diesen Regionen spürbar ist.
- Parallele historische Anklänge? Der Fokus der Handlung auf verborgene Wahrheiten in kleinen Gemeinschaften weist absolute Parallelen zu realen Ereignissen in der isländischen Geschichte auf, wie frühere Fischerdorf-Skandale oder Nachkriegsgeheimnisse – es geht darum, was unter der ruhigen Oberfläche liegt.
- Das langsame Erzähltempo und die Betonung der Landschaft spiegeln die Nordic-Noir-Tradition wider, die Einheimische lieben – diese Atmosphäre knüpft direkt an etablierte Genre-Favoriten an.
- Manchmal hinterfragt das Buch Tabus um Familiengeheimnisse und psychische Gesundheit – heiß diskutierte Themen sowohl in Island als auch in Finnland, wo sich die offene Diskussion noch entwickelt.
- Einige Wendungen der Handlung wirken hier stärker, weil Misstrauen gegenüber Autoritäten und das Wertschätzen von Eigenverantwortung in die lokale Kultur eingewoben sind, was die Kämpfe der Protagonistin besonders nachvollziehbar macht.
Insgesamt fühlt sich Rämös Geschichte wie eine Mischung aus vertrauten Wurzeln und subtiler kultureller Rebellion an, was sie zu einem echten Gesprächsthema unter Lesern macht, die ihre eigene Welt auf den Seiten widergespiegelt – und hinterfragt – sehen.
Zum Nachdenken
Bemerkenswerter Erfolg: Die Spuren im Fjord von Satu Rämö hat in den Nordic-Noir-Kreisen für Furore gesorgt, insbesondere wegen seiner erfrischenden isländisch-finnischen Perspektive und seiner starken, charaktergetriebenen Erzählweise. Der Roman erklomm schnell die skandinavischen Bestsellerlisten, gewann eine treue Leserschaft und lenkte mehr Aufmerksamkeit auf die finnischsprachige Kriminalliteratur auf der internationalen Bühne.
Like what you see? Share it with other readers